Einleitung | Bass-Linie | Sekund-Akkorde | Stimmen koppeln | Highlighting | Limitierte Intervalle | Modulierende Tonreihe | Spiegelung | Modale Musik | Parallele Harmonik | Polytonalität | Quarten-Akkorde | Retrogressive Harmonik | Serielle Musik | Segmentation | Wandernde Harmonik | Quint-Struktur | Isomelos | Isorhythmus
Kompositionstechniken und Harmonik des 20. Jahrhunderts
Die aufgeführten Beispiele geben einen kleinen Einblick in die vielfältigen musikalischen Konzepte des 20. Jahrhunderts. Sie dienen in erster Linie als Anregung für eigene Versuche, mit dem Ziel, die persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten auf dem Gebiet der Komposition zu erweitern. Die Erläuterungen zu den einzelnen Beispielen sind bewusst einfach und kurz gehalten.
1.) Harmonisation nach Bass-Linie
Nach dem Schreiben einer Melodie wird ein Zielakkord definiert. Die Melodie wird mit einer Bass-Linie ergänzt, die sich in Sekundschritten zum Grundton des Zielakkords bewegt. Die Melodie wird nun mit Akkorden (Dur, moll, übermässig, vermindert) ergänzt, wobei auch die Bass-Linie berücksichtigt werden muss. Neben der Grundstellung der Akkorde sind auch Umkehrungen möglich. Basierend auf den Akkorden wird nun eine harmonische Begleitung notiert.
2.) Harmonisation mit Sekundakkorden
Eine Melodie kann mit Sekundakkorden in enger oder weiter Lage harmonisiert werden. Fünf- oder mehrstimmige Sekundakkorde werden als Cluster bezeichnet.
Die Melodie wird durch eine homophone 2. Stimme im Quint-Abstand begleitet, wobei das Stimmenpaar häufig im Abstand einer Oktave verdoppelt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Harmonisation der Melodie durch parallele Quinten.
Einzelne Noten einer bewegten Melodie werden ausgehalten und bilden so harmonische Begleitstimmen (Melodie, die sich selber begleitet). Diese Technik wird nur in mittleren und schnellen Tempi angewendet.
Die Melodie wir nur aus 2 bestimmten Intervallen und seinen Umkehrungen, häufig der grossen Sekunde und der reinen Quarte, gebildet und harmonisiert. In polyphonen Sätzen können die limitierten Intervalle auf alle Stimmen angewendet werden. Die limitierten Intervalle eignen sich gut für schnelle Tempi und die Technik des Highlighting.
Eine Tonreihe ohne Rhythmus wird 2 bis 3 mal moduliert, wobei das Intervall zwischen der letzten Note der vorhergehenden Tonreihe und der ersten Note der nachfolgenden Tonreihe eine Sekunde, Terz oder Quarte sein muss. Im nächsten Schritt wird die Taktart und der Rhythmus der ganzen Melodie definiert, wobei zu beachten ist, dass die jeweiligen Anfänge der Tonreihe nicht gleich rhythmisiert werden.
Jede Melodie und jeder Akkord kann horizontal gespiegelt werden.
Die modale Musik basiert auf den sogenannten Modi bzw. Kirchentonarten. Häufig verwendet werden Dorisch, Phrygisch, Lydisch, Mixolydisch und Äolisch. Die Harmonisation geschieht durch Dur- und Moll-Akkorde, die in den jeweiligen Modi enthalten sind. Die Akkorde werden frei, das heisst ohne funktionsharmonische Überlegungen, platziert.
Alle Stimmen einer Akkordprogression bewegen sich in die gleiche Richtung. Die Akkordformen können sich dabei ändern (tonale Bewegung) oder gleich bleiben (reale Bewegung). Sehr effektvoll ist die Anwendung der parallelen Harmonik über einer Pedalnote.
Erklingen gleichzeitig mindestens 2 verschiedene Tonarten, wird dies als Polytonalität bezeichnet. Es können sowohl einzelne melodische Linien wie auch Dreiklänge dafür verwendet werden. Um eine möglichst grosse Klarheit zu erlangen, ist es wichtig, die Register der einzelnen Melodien und Akkorde gut zu trennen.
11.) Harmonisation mit Quarten-Akkorden
Die Quarten-Akkorde sind auf reinen Quarten aufgebaut und können in enger wie auch in weiter Lage verwendet werden. Sie dienen zur Harmonisation einer Melodie oder als deren harmonische Begleitung.
Eine Akkordprogression kann sich rückwärts zu ihrem Anfangsakkord bewegen. Dabei kann sich die originale Melodie ebenfalls rückwärts bewegen, oder es wird eine neue Melodie zur retrogressiven Harmonik erfunden.
Die serielle Musik besteht aus einer Tonreihe, in der alle 12 chromatischen Noten vor-kommen. Die Tonreihe kann durch Modulation, Umkehrung, Krebs und Krebsumkehrung verändert und entwickelt werden. Die Noten der Melodie und der Harmonik erscheinen nacheinander, genau in der Reihenfolge der Tonreihe. Benachbarte Noten können auch gleichzeitig erklingen.
Die 12 Noten der chromatischen Tonleiter werden auf 3 verschiedene Register (Segmente) verteilt. Die Noten des obersten Registers sind für die Melodie bestimmt, die Noten des mittleren Registers erzeugen die Harmonik und die Noten des untersten Registers definieren die Basslinie. Durch das Ändern der Verteilung entsteht Abwechslung und Entwicklung.
Zu einer Melodie wird eine harmonische Begleitung geschrieben, bei der sich die einzelnen Stimmen schrittweise, das heisst in kleinen und grossen Sekunden, bewegen. Diese Technik ist sehr wirkungsvoll im langsamen Tempo.
Mehrere Noten werden im Quint-Abstand übereinander geschichtet (Grundstellung). Diese Noten werden nun in einem Voicing angeordnet und durch Transposition und Stimmführung zu einer Progression entwickelt. Die Verwendung von 4 Noten (Tetrachord) ist häufig, da sich dieser Klang gut transponieren lässt. Die Melodie besteht aus den Noten des jeweiligen Tetrachords, kann aber auch mit zusätzlichen Noten ergänzt werden.
Eine Tonreihe wird wiederholt, wobei der Rhythmus verändert wird.
Ein rhythmisches Muster wird wiederholt, wobei die Tonreihe verändert wird.